Meet our Alumni: Constantin Carstens über seinen Einstieg in die Musikindustrie
Hier ist der nächste Teil unserer neuen Blogserie “Meet our Alumni”, in dem wir unsere Absolventen interviewen um zu erfahren, wie es ihnen seit Abschluss so ergangen ist. Diesmal haben wir uns mit Produzent und Engineer Constantin Carstens zusammengesetzt, der im September erfolgreich sein Diplom errungen hat und nun in den Bewake Studios unter anderem für das Elektro Duo Mouse on Mars arbeitet.
Constantin, Dein Abschluss ist jetzt knapp drei Monate her. Wie ist es Dir seitdem so ergangen, was ist bei Dir so passiert?
Ich habe im Oktober ein Praktikum in den Bewake Studios in Berlin angefangen. In dem Studiokomplex ist für Recording, Mixing und Mastering jeweils ein eigenes Studio vorhanden. In einem weiteren Raum befindet sich das Projektstudio von Mouse on Mars. Momentan helfe ich dort immer in dem Bereich aus, in dem ich gerade gebraucht werde. Das ist noch nicht mal zwingend aufs Studio begrenzt: Ich gehe auch auf Konzerte mit und helfe vor Ort beim Aufbau oder sorge dafür, dass die Aufnahme Sessions so reibungslos wie möglich verlaufen. Natürlich gehören auch typische “Praktikanten-Arbeiten” wie Putzen und Kaffee kochen dazu. Eben alles, was den Arbeitsablauf im Studio erleichtert. Vor ein paar Wochen habe ich dann tatsächlich auch die Studio Schlüssel in die Hände gedrückt bekommen. Seitdem habe ich die Erlaubnis, die Studios selbst für meine eigenen Projekte zu nutzen, wenn die Räumlichkeiten nicht gebraucht werden. Und seitdem kann man mich dort eigentlich Tag und Nacht antreffen.
Wie teilst du dabei die Zeit zwischen eigener Musik und Studio Arbeit ein?
Ich versuche beides im Verhältnis 50/50 zu halten, um es für beide Parteien fair zu machen. Ich will ja auch nicht nur dort hingehen, um meine eigene Musik zu machen. Vorort herrscht eine sehr angenehme Herangehensweise an die Arbeit, mit der ich mich sehr gut identifizieren kann. Die Intention ist stets, Musik aus Überzeugung zur Kunst zu machen, alles Andere kommt von allein. Deshalb gehe ich dort so gerne hin und fühle mich dort so wohl.
Constantin in Studio 1 vom Abbey Road Institute Berlin
Kannst du Dir vorstellen, diese 50/50 Mischung aus eigener Musik und Studio Arbeit auch langfristig zu behalten oder ist es Dein Ziel, Dich zukünftig nur auf eine Sache zu konzentrieren?
Ich glaube heutzutage muss man als Musiker mehrgleisig fahren um sich über Wasser halten zu können, bis auf wenige Ausnahmen. Selbst erfolgreiche Künstler, die regelmäßig durch Europa touren und in großen Clubs spielen, müssen zusehen, dass sie Studio und Miete finanziert bekommen. Für mich bedeutet das im Umkehrschluss, dass ich den nächsten Jahren sehr intensiv an meinen Mixing Fähigkeiten arbeiten muss, meine eigene Musik werde ich immer nebenbei machen können. Das Eine schließt das Andere ja nicht aus.
Erzähl uns doch etwas mehr von Deinen derzeitigen Projekten.
Ich habe in den letzten zwei Wochen zwei komplette EPs fertig gemacht, mit denen ich sehr zufrieden bin. In den Studios macht es einfach unheimlich viel Spaß zu arbeiten, es fühlt sich für mich ein wenig so an, als wäre ich auf einer großen Spielwiese: Eine riesen Auswahl an Outboard Gear aus den 80igern und 90igern, ganze Schränke voll mit Synthesizern. Das macht es sehr leicht, kreativ zu werden. Deshalb habe ich in letzter Zeit auch so viel fertig bekommen. Gleichzeitig bin noch dabei, mein eigenes Studio aufzubauen, was allerdings zeitlich gerade schwierig ist, weil ich so viel Zeit in den Bewake Studios verbringe.
Wie ist der Kontakt zum Studio zustande gekommen?
Tatsächlich über das Abbey Road Institute. Unser Academics Coordinator Stefan Weiser kam auf mich zu und informierte mich, dass er von einem Label kontaktiert wurde, die auf der Suche nach jungen Produzenten sind. Das besagte Label ist ebenfalls in enger Verbindung mit den Bewake Studios. Bei dem Treffen, das ursprünglich wegen des Label releases zustande kam, hat sich schnell herausgestellt, dass ich mit den Leuten dort auf einer Wellenlänge bin. Nach meinem Studium habe ich dann auf diesen Kontakt zurückgegriffen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Dass das ganze geklappt hat, ist natürlich ein riesen Glück für mich, immerhin wird das Studio von namhaften Leuten im Musikbusiness geführt und bekannte Bands, wie etwa die Parcels, haben dort schon aufgenommen.
Bewake Studios
Wie war das am Anfang, gab es Situationen, in welchen du “ins kalte Wasser geworfen” wurdest?
Ja, da mir bei einigen Sachen noch die Erfahrung fehlt. Wir haben zwar während der Ausbildung schon viele Recording Sessions mit anderen Künstlern gehabt, doch außerhalb der Schule ist es noch was Anderes. Auch musste ich lernen damit umzugehen, wenn Kunden kaum zufrieden zu stellen sind, aber gleichzeitig sich nicht genau ausdrücken können, was sie auszusetzen haben.
Fühlst Du Dich dennoch durch das Jahr am ARI gut vorbereitet?
Man braucht natürlich eine gewisse Zeit um sich in einem Studio zurecht zu finden und den Signalfluss etc. zu verinnerlichen. In den Bewake Studios ist beispielsweise nichts beschriftet und alles ist eher “unschulisch” aufgebaut. Dadurch, dass das Grundprinzip aber das Gleiche ist und ich während der Ausbildung so viele Stunden in den Studios verbracht habe, fühle ich mich gut vorbereitet.
Was das Mixen und Mastern angeht, habe ich schon gemerkt, wie viel mir da noch fehlt. Auf einmal arbeite ich mit Leuten zusammen, die seit 20-30 Jahren fast nichts anderes machen und über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügen. Die zum Teil auch völlig andere Ansätze haben. Im ersten Moment war das eher einschüchternd für mich, mittlerweile sehe ich darin aber viel mehr das Potential, an solchen Sessions zu wachsen. Für mich geht es darum, meinen eigenen Style herauszufiltern. Das schaffe ich nur durch viel Übung und Training in den unzähligen Nachtschichten. Es gehört einfach dazu, sich stundenlang Musik auf den gleichen Boxen anzuhören, nur um zu verstehen wie die genau funktionieren. Mir ist erst durch das Praktikum klargeworden, wie viele Jahre Arbeit ich noch investieren muss. Aber die Schule hat mich dennoch gut auf die Industrie vorbereitet.
Und meine letzte Frage: Was war dein persönliches Highlight im Studium?
Um ehrlich zu sein, die Schule an sich. Jeder Tag war eigentlich ein Highlight! Ich weiß, das klingt jetzt total pathetisch, aber es stimmt nun mal. Ich mach seit 3 Jahren jeden Tag durchgängig Musik. Klar ist es finanziell dadurch alles manchmal etwas schwierig, aber die Chance gehabt zu haben hier gewesen zu sein und jeden Tag sich nur mit sich und der Musik beschäftigen zu können, war und ist ein riesiges Privileg, was für alles wieder entschädigt. Generell Leute um sich herum zu haben, die das Gleiche machen und gleich drauf sind. Dozenten um sich herum zu haben, die dich immer unterstützen und dir helfen weiterzukommen. Das war für mich etwas ganz Besonderes und nur möglich, da hier die Klassen so klein sind.
Letztendlich ist mir aber auch der Übergang recht leichtgefallen und es werden bald noch einige neue Highlights auf mich zukommen. Bei uns im Studio stehen bald Recording Sessions an, über die ich leider noch nicht so viel erzählen darf. Den Produzenten wie Mouse on Mars dabei aber über die Schulter schauen zu können und meinen Teil dazu beitragen zu dürfen finde ich wahnsinnig spannend.
Vielen Dank Constantin, wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg bei Deiner Arbeit!
Geschrieben von Thomas Schöttl und Yannick Sahlmen