Meet our Alumni: Markus Winter and Marian Hafenstein bewegen etwas in Australien
Stell dir vor: Du studierst in Berlin, erwirbst dein Diplom in London und machst ein Praktikum am größten Aufnahmestudio in Australien. Es klingt wie ein Traum, nicht wahr?
Für die Absolventen des Abbey Road Instituts Marian Hafenstein und Markus Winter wurde dieser Traum zur Realität. Anfang des Jahres flogen beide nach Australien, um ihre Praktika im Studios 301 zu absolvieren.
Praktikum Down Under
Und was für ein Ort, um ein Praktikum zu machen! Der massive Studiokomplex besitzt 11 Produktionsräume, die Einrichtungen und Dienste im Bereich Aufnahmen, Mixing, und Mastering anbieten. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, mit einigen der bekanntesten Künstler und Orchester weltweit zusammenzuarbeiten.
Wie die Webseite es beschreibt: “Gewinne praktische Erfahrungen direkt an Australiens führenden Aufnahmestudio und Ingenieurteam”. Für Praktikanten klingt es auf jeden Fall nach einem sehr attraktiven Angebot.
Aber wie fühlt es sich an, um den halben Globus zu fliegen, ein Praktikum im Ausland zu machen und in einem ultra-professionellen Umfeld für drei Monate zu arbeiten?
Wir fragten Marian (29) und Markus (23) über ihre lebensverändernde Erfahrungen in Australien.
Also, wie ist das Praktikum überhaupt zustande gekommen?
Marian sagt: “Im Sommer 2018 waren wir im dritten Semester des Abbey Road Instituts Program. Eines Tages bekam wir Besuch vom Besitzer des Studios 301. Er erzählte vom Studio, zeigte Bilder vom massiven Wiederaufbauprozess und informierte die Klasse, dass er gern zwei der Studenten die Chance geben würde, ein Praktikum im Studio 301 zu machen. Als der Kurs vorbei war und wir unsere Noten bekamen, wurde ich informiert, dass ich einer der Glücklichen war, der für das Praktikum in Sydney ausgewählt wurde. Das war großartig, denn ich wollte es unbedingt tun.”
Markus fügt hinzu: “Die Nachricht über das Praktikum hat mich sofort umgehauen. Ich war richtig motiviert, denn solch eine Möglichkeit war genau das, was ich wollte.
Wie man sieht bin ich ein ziemlicher Protools-Nerd und ich liebe es, Musikbearbeitungsassistent zu sein. Also war ich mega gehypt und arbeitete richtig hart das ganze Jahr über, um es zu schaffen.”
Die Auswahl für das Praktikum basierte auf Leistung – eine Mischung aus Noten, Begeisterung und Bemühung. Sowohl Marian als auch Markus waren dazu bereit, den zusätzlichen Aufwand während des Kurses auf sich zu nehmen und wurden entsprechend belohnt.
Und wie sieht ein typischer Tag als Praktikant im Studios 301 aus?
“Es gibt drei unterschiedliche Schichten für Praktikanten”, erklärt uns Markus. “Eine Früh-, eine Extra-, und eine Spätschicht. Die Frühschicht umfasst Putzaufgaben, wie zum Beispiel die Teppiche zu staubsaugen und den Staub von Geräten und Anlagen zu wischen. Dann muss man sicherstellen, dass alle Konsolen neutralisiert sind, dass es frisches Wasser gibt, und vor allem, dass die Kaffeemaschine reibungslos läuft.
Alle diese Aufgaben müssen vor 10 Uhr fertig sein damit der Tag losgehen kann. Es soll an ein Hotel erinnern, sodass die Künstler sich wohlfühlen.
Als Praktikant unterstützt man den Produzent und Ingenieur, sodass sie sich optimal auf die Session konzentrieren können. Aber gleichzeitig ist man ein ‘geheimnisvoller Geist’, was so viel heißt wie: Man arbeitet ruhig und effizient ohne sich einzumischen oder zu stören. Ich habe gelernt, dass es Sinn macht. Es gibt eine Hierarchie, die die Qualität in einem professionellen Studio bestimmt.”
Markus Winter at Studios 301
Picture: Markus Winter at Studios 301
Marian sagt: “Die Tage waren in der Tat sehr strukturiert, aber es passierte immer was anderes. Kein Tag war gleich, was vor allem mit der Größe der Sessions zu tun hatte. Wir waren etwa sechs Praktikanten und der Generaldirektor koordinierte unsere Aufgaben.
Und das waren viele. Reinigung und Aufbau der Sessions, Catering, Bereitstellung von Essen und Getränken und so weiter. Gastfreundschaft spielt eine große Rolle bei Studios 301 Praktikanten.”
Marian fährt fort: “Im Allgemeinen fand ich es sehr interessant von so einem umfangreichen Studio einen detaillierten Einblick zu bekommen.. Wir waren das Bodenpersonal und sorgten dafür, das alles glatt lief. Unsere Aufgabe war [wie Markus erwähnte], die Unterstützung des Ingenieurs und des Assistenten. Wenn die Musiker für eine Session ankamen war alles vorbereitet und sie konnten sofort anfangen.
Den Professionalitätsniveau und wie alles bis ins kleinste Detail organisiert wurde zu beobachten war eine beeindruckende Erfahrung für mich. So konnten die Ingenieure wirklich schnell arbeiten. Zum Beispiel, für die Orchestersessions, die wir während unseres Praktikums begleitet haben, musste alles super schnell und geschmeidig laufen. Wenn man etwa 40 Musiker im Studio hat, die nach Zeitlohn bezahlt werden, kann man keine Zeit verlieren.”
Wart ihr für das Praktikum vorbereitet?
Marian: “Ja, ich fühlte mich vorbereitet. Ich hatte ausreichende Erfahrung mit Softwaretechnik durch das Institut gesammelt. Bei Studios 301 hatten sie zwar oft unterschiedliche Ausrüstungen, aber die Prinzipien hatte ich im Institut gelernt. Ich habe Erfahrung darin, mit Bands Musik aufzunehmen und ich habe viele Sessions in einem Studio in Berlin assistiert. Also war ich bereit für die Herausforderung, und ich glaube, dass es gut geklappt hat.”
Markus: “Da ich so ein Protools-Nerd bin, liebe ich es, bei den Aufnahmen zu helfen und ich kann sagen, dass ich mich gut vorbereitet fühlte. Das Institut hat eine große Rolle für meine Vorbereitung gespielt aber ich übe auch meine Shortcuts so gut wie jeden Tag. Da ich immer auf den “Aufruf” warte, muss ich stets vorbereitet sein, da gibt es keine Ausreden. Ich bin sehr streng zu mir selbst und dementsprechend immer bereit.” Erklärt er mit einem Lächeln.
“Zu wissen was ein Signal Flow ist, wie alles funktioniert, alle Plug-Ins im Institut bereits zu kennen sowohl wie die Hardware-Versionen Live im Studios 301 zu sehen war ebenfalls vom großen Vorteil. Was auch geholfen hat, waren die Aufnahmesessions, die wir im Abbey Road Studios in London gemacht haben. Die Abläufe in einem großen, kommerziellen Studio zu verstehen war großartig und es hat mir sicherlich die richtige Einstellung für mein Praktikum in Australien gebracht.”
Marian Hafenstein at Studios 301
Picture: Marian Hafenstein at Studios 301
Was war euer Highlight?
Marian: “Die Orchesteraufnahmen, definitv. Die Aufnahme, bei der ich am meisten Spaß hatte und viel gelernt habe, war die vom australischen Künstler David Campbells Album ‘Back In The Swing’. Es war eine Aufnahme mit Streicher- und Hörnerabschnitten, bei der ich stellvertretende Assistent für Jack Garzonio (Ingenieurassistent) und Jack Prest (Ingenieur) gearbeitet habe und es war faszinierend zu sehen, wie alles aufgebaut und bearbeitet wurde.
Das war eine unvergessliche Session, insbesondere als eins der Mikros langsam anfing nachzulassen und der Ingenieurassistent zu mir sagte: ‘Marian du hast 10 Sekunden Zeit, renn da rein bevor die nächste Aufnahme losgeht’. Also rannte ich ins Live Room, hob das Mikrofon auf, befestigte es wieder, und rannte zurück”, erzählt er und lacht.
“Maroubra Beach in Sydney!” erzählt Markus mit einem Lächeln. “Aber im Studio war mein Highlight eigentlich während meiner letzten Schicht als Praktikant.
Einer der bekanntesten Jazzkünstler aus Sydney war im Studio 1 und gab ein Konzert für etwa hundert Menschen. Sie waren alle da für die Live Übertragung, während ich im Studio 2 saß um die gesamte Übertragung zu unterstützen. Das heißt, wenn etwas falsch lief, könnten sie zu mir umschalten. Und es war großartig! Ich saß da allein, arbeitete völlig selbstständig bei dem Mixing und Compressing der Aufnahmen, setzte die Effekte ein…einfach alles! Das war für mich der Moment, bei dem ich dachte: ‘Das ist es!’ Der Moment, bei dem ich mich bei Abbey Road Institute und allen anderen für alles was sie getan haben bedankte. Es war unglaublich.
Marian fügt hinzu: “Die Podcastaufnahmen sind ebenfalls ein erwähnenswertes Highlight gewesen; Künstler kamen vorbei um von Neil Griffith interviewt zu werden für die sogenannte ‘The Music Podcasts’, welche regelmäßig stattfand. Wir kümmerten uns um das Mixing und Editing der Podcasts bevor sie online publiziert wurden.
Das war sehr interessant, weil man vieles über das technische Vorgehen lernte, aber vor allem, weil man dadurch eine entspannte Stimmung für den Podcast erzeugte, die wiederum für den Künstler angenehm war. Wenn es etwas gibt, was die im Studios 301 gut können, dann ist es sich um die Künstler zu kümmern und ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Das ist definitiv etwas, was ich mitnehmen werde: Sich um den Künstler zu kümmern.”
Das klingt klasse, Jungs! Und wenn wir schon mal dabei sind, was ist das Wichtigste, was ihr aus dieser Erfahrung mitgenommen habt?
Marian: “Für mich war die Zusammenarbeit mit Menschen die unglaublich talentiert sind in dem, was sie tun. Sie aus der Nähe zu erleben ist sehr lehrreich gewesen. Der Vibe, die Kommunikation, die Vorbereitungen? Das zu sehen war ein Game Changer! Ja, ich habe auch viele Techniken über Recording und Mixing gelernt, und wie man mit dem Material am Besten arbeitet. Aber im gleichen Raum zu sein mit diesen Leuten, die an großen Projekten arbeiten – das ist unbezahlbar!”
Er fügt hinzu: “Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich alles nochmal tun. Ich habe eine Menge gelernt, und es hat mir Türen geöffnet. Da man in so einem großen und erfolgreichen Studio mit erstklassigen Musikern, Ingenieuren und Produzenten ist, erlebt man Dinge, die nicht viele Menschen von sich behaupten können. Ich habe viele nützliche Informationen gesammelt, und gleichzeitig machte ich mich dadurch interessanter für viele Künstler oder Studios, die einen Assistenten oder Ingenieur brauchen. Das hat sehr geholfen.”
Markus, ohne zu zögern: “Im Abbey Road Institut zu studieren war die richtige Entscheidung. Denn jetzt kann ich das tun, was ich liebe: Ich leite mein eigenes Geschäft und die Zeit im Studios 301 hat bewiesen, dass ich die Skills besitze, um in einem professionellen Studio als Assistent zu arbeiten.
Bei der letzten Grillparty im Studio meinte Simon Cohen – der Gesangsproduzent von Justin Biebers Hit ‘Love Yourself’- zu mir: ‘Falls du irgendwas brauchst, sag mir Bescheid und ich werde dir ein Empfehlungsschreiben ausstellen.’ Das war toll! Ich werde sicherlich auf sein Angebot zurückgreifen, weil ich eines Tages auch international arbeiten möchte. Wir sind ebenfalls noch im Kontakt mit einigen Menschen, die wir kennengelernt oder unterstützt haben. Und mein Englisch wurde viel besser! Das ist auch ziemlich cool!”
Und wie war es überhaupt im Ausland zu sein?
Marian: “Australien ist ein wunderschönes Land, die Leute sind großartig und haben Humor. Ich fühlte mich dort sehr wohl. Das Meer und das gute Wetter waren ebenfalls eine willkommene Abwechslung. Wir haben lange und hart im Studio gearbeitet – ab und zu am Strand zu chillen hat sehr gut getan.”
Markus: “Für mich war es das erste Mal, dass ich so weit weg von Zuhause war. Aber Australien ist großartig. Vor allem die Menschen, sie sind immer nett und super entspannt. Aber trotz Entspanntheit machen sie ihren Job sehr gut. Es fühlte sich alles an wie im Urlaub. Und gleich nach der Arbeit zum Strand zu gehen war tatsächlich klasse.”
Und was kommt als Nächstes? Was macht ihr zurzeit?
Marian: Seit ich wieder in Berlin bin, habe ich mein eigenes Mix Room aufgebaut und arbeite selbstständig als Mixing- und Recording-Ingenieur. Ich arbeite ebenfalls als Assistent im JRS Aufnahmestudio in Berlin, wo ich weiterhin vieles vom Besitzer lerne – ein großartiger Produzent, Ingenieur und Mensch. Nebenbei plane und betreue ich Gitarreunterricht – etwas, was ich schon vor Abbey Road Institute getan habe. Und manchmal spiele ich als Sessionmusiker.”
Er ergänzt: “Ich will weiterhin das tun, was ich tue, weil ich es liebe; und auch, weil ich mein Portfolio erweitern möchte.”
Markus: “Besser mixen! Mein Fokus liegt zurzeit bei Heavy Metal, aber ich auch bereit dazu, EDM auszuprobieren. Ich will mich vor allem auf Assisting und Editing konzentrieren. Ich arbeite ebenfalls selbstständig und mache noch viel PA und Live-Zeugs als FOH.
Ich will gut sein und werde solange arbeiten, bis ich es bin. Und jetzt arbeite ich als Techniker bei Abbey Road Institut!”
Vielen dank, Jungs! Es war mir eine Freude, dieses Interview mit euch zu führen und eure Erlebnisse festzuhalten.
Sowohl Markus als auch Marian möchten sich bedanken bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern und Coaches vom Abbey Road Institute Berlin und bei den Menschen vom Studios 301.
Zu guter Letzt haben wir Ron Haryanto, Geschäftsführer vom Studios 301, gefragt ob sich zu der gemeinsamen Zeit mit Marian und Markus äußern konnte. Sein Feedback:
“Beide waren fleißig, talentiert und sehr beliebt als Praktikanten bei uns. Sie haben in der kurzen Zeit den Ruf verdient, äußerst gründlich und zuverlässig zu sein. Es war sehr traurig als sie gegangen sind. Sie haben auf jeden Fall einen Platz in der Studios 301 Familie erworben, in ihrer Zeit bei uns.
Wir empfehlen beide Ingenieure auf jeden Fall für alle weiteren Angebote, die sich ergeben werden und wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft. Es wird immer einen Platz für sie geben hier bei Studios 301.” – Ron Haryanto, Geschäftsführer vom Studios 301
Mit diesem wunderbaren Feedback kommen wir zum Ende dieses Artikels. Aber wir sind uns sicher, dass es nicht das Letzte ist, was wir von Markus und Marian hören werden. Wir werden ihre nächsten Schritten weiterhin verfolgen, aber fürs Erste wünschen wir den beiden viel Erfolg bei ihrem musikalischen Werdegang.
Links:
https://studios301.com/justin-bieber-and-studios-301s-simon-cohen-create-a-global-number-one /
http://www.jazzanovarecordingstudio.com/
Original text: Dennis Beentjes
German translation: Laura Sena
Edits: Yannick Sahlmen